Samstag, 17. November 2012

Angst Tagebuch #027

Gestern Abend/Nacht durfte ich wieder mal einen der Höhepunkte der Angst/Panik "genießen".
Es fing alles ganz harmlos an. Wie jeden Freitag begab ich mich mit meiner Freundin zum sogenannten "Stammtisch" mit alten Freunden.
Wir hatten Spaß, haben Unfug gequatscht und hatten einfach einen schönen Abend. Doch dann merkte ich, wie mein Magen auf einmal sehr angespannt war. Wie es dann halt immer so ist, fokussierte ich mich gedanklich auf das Symptom und malte mir diverse Szenarien aus, wie die Bauchschmerzen zur Übelkeit werden bis ich mich übergeben muss.
Somit stand für mich also schon fest, dass dieser Abend kein gutes Ende nehmen wird.
Ich steigerte mich immer weiter in den Gedanken rein, bis es zu Panik wurde und ich nicht mehr Herr meiner Sinne war.
Der Mund war trocken, der Hals war kratzig, der Magen schmerzte, jeder Geruch war nur eine Qual für mich, weil es alles stank. Selbst der schönste Geruch, den man in dem Moment finden könnte, wäre für mich der widerwärtigste Gestank, welcher dazu führt, dass mir Übel wird.
Der Fluchtinstinkt in mir, zwang mich dazu, mich zu bewegen aber ich wusste nicht wohin. Ich lief orientierungslos von einer Ecke in die Andere.
Wohin kann man Flüchten wenn man selbst die Bedrohung in sich hat?
Diese Frage stellte ich mir heute. Bis jetzt kam ich noch auf keine Antwort, die ich für richtig halte.
Und um mich dem zu stellen bin ich einfach nicht bereit. Übelkeit und Erbrechen sind die schlimmsten Symptome, die zur Panik führen. Oder andersrum.
Ich mache zur Zeit auch einige Fehler dabei. Ich versuche mich durch Schmerzreiz in die Realität zu holen, damit ich nicht weiter gedanklich abdrifte. Es ist eine Lösung, die nicht gerade sehr gerne gesehen ist aber sie hilft mir ab und an.

Vorab: Ich ritze nicht oder anderen "gefährlichen" Kram. Bei mir ist es nur, dass ich mich mit der Hundebürste oberflächlich kratze um den Arm zu spüren und nicht die Übelkeit oder die Gedanken bewusst wahrnehme.

Ich lief also von Ecke zu Ecke, meine Beine zitterten wie Espenlaub und ich war unruhig, apathisch und Verzweifelt, da mir bewusst wurde, dass nur ich selbst diese Problematik lösen konnte, indem ich versuche mich zu beruhigen.
Leichter gesagt als getan... Als ich es gerade geschafft hatte kurz ruhig zu sein und mich hinzusetzen, meinte mein Hals Schluckhemmungen auszulösen und ich geriet von jetzt auf gleich wieder in Panik. Aber das konnte ich dann durch ein Telefonat mit meiner Mutter einigermaßen in den Griff kriegen.
Als es mir etwas besser ging haben wir uns entschlossen zurück nach Paderborn zu fahren um so schnell wie möglich zuhause zu sein.
Kaum saß ich im Auto fing ich wieder an zu zittern und nahm meine Umwelt anders wahr. Der Lüfter schrie mich an, der Aschenbecher des Autos schien nur in meine Richtung zu stinken aber dafür mit dreifacher Stärke. Wir fuhren dennoch los und waren gerade 5 Minuten unterwegs, dann ging es wieder richtig los.
Muskelspasmen, Brechreizgefühle,und alle anderen Freunde der Angst wie Desorientierung, Schwindel und Druck auf der Brust/Kurzatmigkeit.
Wir mussten die Autofahrt abbrechen, weil ich sonst aus dem fahrenden Auto gesprungen wäre...
Ich fühlte mich absolut nicht sicher an dem Ort (Feldweg). Ich bin zwischen Dreck, Gras, Wegen und Ungeziefer. Keine feste Adresse zu der man Hilfe beordern kann, wenn welche von Nöten sein wird.
Ich kann mich nicht beschreiben und obwohl Arthur Sanitäter ist, war er in dem Moment nicht sehr hilfreich, da er ziemlich betrunken war und kaum wusste, was er dachte. Aber er hat versucht mich zu beruhigen und mich abzulenken und dafür bin ich alleine schon dankbar.
Meine Freundin drehte um und wir sind wieder schnell zu Philipp (Host des Stammtisches).
Dort verbrachten wir dann weitere 1/2 Stunden mit Höhen und Tiefen der Angst und Panik.
Wenn es nach mir ginge hätte ich da auch noch geschlafen aber wir mussten noch Arthur, Lara und Jacky nach Hause bringen. Also ließ ich mich dazu "überreden", dass ich mich versuche zusammenzureißen und wir schnell den Weg bis nach Paderborn hinter uns bringen. Mittlerweile war es halb 4 und ich war so müde, dass ich im Stehen hätte einschlafen können, wenn mein Körper mich gelassen hätte.
Wir brachten also die anderen nach Hause und kamen dann auch bei uns an.
Sämtliche Unterdrückung der Angst löste sich, sobald wir im Schlafzimmer waren. Ich nahm präventiv eine Tavor um überhaupt schlafen zu können. Doch sobald die Tablette aufgelöst war, kam die unterdrückte Angst mit all seiner Kraft wieder und haute mir mit der Schaufel direkt in's Gesicht und verpasste mir die volle Palette an Symptomen.
Ich war so verzweifelt dass ich im Zimmer hin und her rannte. Ich hatte mich einfach nicht unter Kontrolle...
Ich war so geistesabwesend, dass ich die Hundebürste nahm und so fest wie ich konnte den Kopf kratzte, als das nicht ausreichte, war ich so panisch, dass das Gesicht dran glauben musste. Es ist nicht richtig aber ich habe in dem Moment auch nicht nachgedacht und einfach gehandelt.
Ich konnte mich nicht auf den Beinen halten und stützte mich gegen die Wand. Doch die Panik ließ nicht locker und verpasste mir immer weitere Seitenhiebe. Immer wieder simulierte mein Körper mir, dass ich mich übergeben muss.
Gott sei dank hatte ich die Tavor vorher genommen und da die Panik so stark war, war mein Körper auch einfach zu erschöpft um diese Anstrengung aufrecht zu halten.
Ich legte mich dann um circa halb 5 dann endlich in's Bett und versuchte zu schlafen.
Leider war die Nacht um 10 dann schon vorbei und ich bis jetzt noch sehr gerädert und müde. Einfach vorbelastet.. Ich hoffe, dass ich das nicht so bald wieder durch machen muss...