Sonntag, 20. Januar 2013

Sicherheitsverhalten

Heute möchte ich über das oben erwähnte Sicherheitsverhalten reden.
Die Therapeuten und Schwestern sind alles andere als begeistert davon, doch uns Patienten rettet es ziemlich oft den Arsch.
Einige reden dabei von einer Art Zwangsverhalten oder Tics.
Doch es ist nicht großartig vergleichbar. Im Gegensatz zum Zwang oder den Tics haben wir (Angstpatienten) Gewissen Einfluss darauf, was sich entwickelt und wie es sich äußert.
Das Sicherheitsverhalten ist eher ein Strohhalm für Ertrinkende als ein nervöser Zwang. Es dient dazu schwere oder unaushaltbare Situationen erträglich zu machen und nicht ganz dem Realitätsverlust der Panik zu erliegen.
So ist es für mich eine unumgängliche Pflicht mein Handy immer dabei und nie den Akku im kritischen Bereich zu haben. Denn wenn eine Panik oder etwas schlimmeres aufkommen sollte, habe ich die Möglichkeit Hilfe zu rufen und meinen Zustand zu berichten.
Das Sicherheitsverhalten dient dazu dem Super-GAU vorzubeugen und den Stress auf das möglichst geringste zu halten.
Beim Essen sitze ich NIE in der Mitte oder in der Ecke. Ich sitze am Ausgang, damit ich schnell aufstehen kann und benötigte Hilfe keinen Zeitverlust erleidet.
Ich habe IMMER das Portmonee dabei, worin mein Personalausweis, meine Krankenkarte, mein Blutspenderausweis, mein Organspenderausweis und eine Notfallkontakt-Telefonnummer zu finden sind. Ich bin zu jeder Zeit auf alles vorbereitet. Ich will nicht sagen, dass ich jede Sekunde mit meinem Ende rechne. Aber ich schließe es auch nicht aus.
Lieber haben und nichts brauchen, als brauchen und nichts haben!
Das ist das Grundprinzip dieser Gewohnheit.
Durch all diese "Tricks", die ich in all den Jahren für mich herausgefunden habe, fällt es mir leichter den Alltag zu überstehen.
Aber jede Medaille besitzt zwei Seiten.
Ich fühle mich zwar dann nicht mehr so hilflos und angespannt aber diese Gewohnheiten sind eine gewisse Abhängigkeit. Wenn man mir zum Beispiel das Handy nimmt bin ich aufgeschmissen und nicht mehr zu gebrauchen, da ich kurz vor einer Panikattacke stehe. Das ist die Folge durch das Sicherheitsverhalten. Je mehr man lernt mit Tricks zu leben umso mehr verlernt man ohne sie zu leben.
Doch ich lebe lieber ein Leben in Abhängigkeit und nervösen Angewohnheiten als ein Leben voller Angst und Selbsthass...
Bei der Medikamentösen Abhängigkeit ist das wieder eine andere Sache. Aber dazu beim nächsten mal mehr.