Mittwoch, 10. Dezember 2014

10 Sekunden

Leider habe ich dieses Jahr verpennt einen Jahresrückblick mit Notizen zu machen, wird aber ab nächstem Jahr wieder aufgenommen. Aber in der Kurzfassung:
Ich musste dieses Jahr wieder durch viel Scheiße, Trennung meiner 2 jährigen Beziehung, aus der ersten gescheiten Wohnung raus, zu meiner Tante, dann von da aus mit Arthur zusammen und von hier aus wieder was eigenes suchen, Ungewissheit ob ich Janka behalten kann oder nicht und und und.. Aber es gab auch etwas positives in diesem Jahr, was sich mit einem Wort benennen lässt:
PAINTBALL!
Dieser Sport hat mir dieses Jahr wahrscheinlich das Leben gerettet. Hätte ich nicht, die Freundschaften und Bekanntschaften dort geschlossen und den Job dort ergattert, wodurch ich mich endlich nicht mehr nutzlos fühlte, wäre ich wahrscheinlich schon lange von der nächsten Autobahnbrücke gesprungen.
Die Turniere, bei denen ich am Feldrand stand und assistierte haben mich für den Moment glücklich gemacht. Ganz besonders aber sind es die Spiele, bei denen ich selber auf dem Feld stehe. Das besondere ist für mich nicht mal das zocken und ballern an sich, sondern meine Crew, auf die ich mich verlassen kann und die teilweise in meine Problematik eingeweiht sind.
Das schönste ist der Moment an der Base...
10 Sekunden Stille
10 Sekunden voller Freiheit von Sorgen
Kurz überlegt: Was ist mein Job? Stehe ich richtig?
Und plötzlich: "TEAMS GET READY FOR TEN SECONDS"
Alles um mich herum verschwindet
Der Kloß im Hals schwindet
Das Adrenalin rauscht durch meine Adern
10 Sekunden keine Gedanken im Kopf... Ein Luxus, den ich ewig nicht mehr hatte. Sonst ist jede Sekunde des Tages mit Angst, Sorgen und Panik gefüllt. Die "was passiert,wenn..."-Gedanken sind selbst in meinen Träumen vorhanden. Ich habe einfach keine Möglichkeit mehr zu fliehen und einfach wieder normal zu sein. Außer in diesen 10 Sekunden. Es gibt einen schönen Text, der in der Paintballszene immer und immer wieder seine Runden macht:

Warum Paintball?

Du betrittst den Platz,
checkst deine Gun.
Ein paar Schüsse auf eine der Deckungen,
du magst das Geräusch.

Absprache mit deinen Jungs,
du siehst den Gegner,
merkst deinen Atem.

"10 seconds warning "

Du schaust nochmal rüber,
stellst dich in Position.
Berührt die Gun die Base?
Ja.... dein Pulsschlag geht hoch!

" 10 seconds "

Dein Atem wird wieder langsamer,
du bist wie in Trance.
Du hörst nichts,
es ist die Ruhe vor dem Sturm.

Du wartest....
Ruhe....
Stille....

" Go! "

Und Bäääm, dein Puls rast
und du rennst los.
Die Gun oben,
du hörst die Paint neben dir einschlagen.
Du siehst sie fliegen.
Hinter der Deckung hörst du dein Herz schlagen,
dein Atem ist so laut.
Konzentration!

Wie in Trance schaust du raus,
du triffst!

Du denkst nicht,
Freust dich nicht,
Keine Zeit!

Du spielst weiter.... hörst die Ansagen deiner Leute,
schreist zurück.
Bemerkst nichts von deiner Umgebung,
siehst nur das Feld und den Gegner.

" Game Over! "

Du stehst auf, schaust übers Feld.... realisierst!

Gewonnen !

Deswegen PAINTBALL!



Das ist so ziemlich das schönste Erlebnis, das ich bisher hatte. Denn so und nicht anders kann man es beschreiben.
Doch kommen wir zurück zum wesentlichen:
Es ist viel passiert und das, was passiert ist, hat mich sehr geprägt. Ich weiß derzeit nicht, wem ich vertrauen kann und wem nicht. Wenn ich wem vertraue, dann oft den falschen oder denen, denen es nichts bedeutet. Selbstverständlich gibt es da auch Ausnahmen, ganz klar aber ich denke, meine Botschaft ist angekommen.
"Es kann im Leben einer der härtesten Rückschläge sein, wenn man jemanden mit dem man sehr viel Zeit verbracht hat und von dem man geglaubt hat, dass er einem etwas bedeutet, dass wenn irgendwann der Moment kommt, wo es darauf ankommt und wo man sagt  >Hey hier bin ich, jetzt geht's mir gerade nicht so gut< und dann ist er nicht mehr da und man hat immer geglaubt, dass man vielleicht für den anderen was besonderes ist und dann merkt man >okay vielleicht war das nur die Hoffnung< und vielleicht war das nur der Wunsch, dass man dem anderen etwas bedeuetet und dann merkt man, dass es nicht so ist und dann tut das vielleicht sehr weh"
- Philipp Poisel
Damit habe ich viel ringen müssen. Ich hatte das Gefühl alleine auf der Welt zu sein und es hat mich innerlich ziemlich kaputt gemacht. In letzter Zeit höre ich oft den Satz "Ich kann dir nur vor den Kopf schauen" und ich glaube darüber bin ich auch sehr froh. Denn in meinem Kopf leben Dämonen, die meiner Meinung nach viele andere Menschen kaputt machen würden. Und ich glaube auch, dass es lange dauern wird, jemanden wieder so nah an mich heran oder besser in meinen Kopf zu lassen... Sofern es überhaupt nochmal passiert.
/cast [Gottesschild]