Montag, 11. März 2013

Angehörigen-Post (Wie erlebe ich die Krankheit aus meiner Sicht?) 2/4


Hi meine Lieben,
ich bin Mama Fia, aber ihr dürft mich auch Tappy nennen.
Mike hat mich gefragt ob ich ein Gastschreiben für seinen Blog schreibe und ich habe mir Gedacht wieso nicht.
Mike und ich haben uns durch ein OnlineGame kennen gelernt und zu Anfang war es nicht sehr leicht  aber man lernte sich dann immer besser kennen und verbrachte viele Abende im Teamspeak und redete von frühen Abend bis zum frühen Morgen.
Wie das ist mit der Zeit wuchs auch das vertrauen, auch wenn man sich immer noch nicht persönlich kannte und so erfuhr ich das erste mal von Mike´s Krankheit. Als alles anfing saßen wir oft Nächtelang am PC und machten uns gemeinsam schlau was es sein könnte, was man dagegen machen kann aber leider kamen wir nicht auf den Richtigen Weg, also kam es dazu das Mike das erste mal in die Klinik musste.
Ab und an hörte man dann von einander und man machte sich so seine Gedanken. Als Mike dann das erste mal aus der Klinik raus war, hatte er Gemeinsam mit Zwei freunden eine Woche Zocken bei sich veranstaltet wo ich dann einfach so frech war und fragte ob ich auch mal kommen darf.
Zu Anfang war es gar nicht leicht, weil erstens liegen ein Paar Jahre Altersunterschied zwischen uns und hinzu kommt auch noch, dass ich halt Homosexuell bin und die drei dann ein klein wenig Panik hatten und nicht wussten wie sie eigentlich damit umgehen sollen (mich hatte es eigentlich ein wenig amüsiert die ersten Stunden).
Also fuhr ich damals dann nach Wuppertal und wurde am Bahnhof von seinem Bruder abgeholt weil die drei erst mal voll verpennt haben  
Ok, also kamen wir dann bei Ihnen an und Mike hatte genau in dem Moment ein Panikschub, im ersten Moment dachte ich mir nur so „Liegt das jetzt an dir“ „ Hat er Panik vor dir“ „War es vielleicht doch nicht eine so gute Idee“
Nach einer gewissen Zeit ging es dann wieder und langsam wurde man dann warm. Ich kann euch noch einiges über dieses Wochenende erzählen aber darum geht es ja hier nicht.
Aber gut ich will euch hier eigentlich nicht schreiben was wir alles erlebt haben aber ich dachte, dass es schon sinnvoll ist, dass ihr wisst wie wir uns kennen gelernt haben.
Kommen wir zum eigentlichen, wie erlebe ich die Krankheit von außerhalb mit.
Ich muss ehrlich sagen zum Anfang hatte man das Gefühl, dass er Aufmerksamkeit braucht und dass er sich hinter dem ganzen auch versteckt und ja manchmal hatte ich auch das Gefühl, dass er sich darauf ausruht, immerhin hatte er ja alles was man braucht.
Doch mit der Zeit lernte man immer mehr von der Krankheit nach dem man erfuhr was es ist. Ich las mich schlau und machte mir einen großen Kopf darum um ihn egal in welcher Situation unterstützen zu können. Was für mich persönlich sehr schwer ist, das ich am liebsten immer für ihn da bin aber ich denke das er die schwäche die er in einem Schub verspürt ungern preisgibt und sich nur an wenige Menschen dann wenden kann und auch wenn wir uns mittlerweile eine halbes Jahrzehnt kennen, hat er nicht in jeder Situation das Vertrauen sich mir anzuvertrauen.
Ganz besonders gemerkt hat man es als ich mal für einen Monat bei ihm war, er wollte stark sein und hat auch alles dafür getan das man nicht mitbekommt, wie es ihm gerade geht, aber es gab da schon fast ein Ritual wie er es gemacht hat wenn mal wieder einer dieser Schübe kam. Erst geht er schritte durchs Zimmer tut so als würde er was suchen, dann versucht er unauffällig seine Tabletten zu packen und musste dann auf Toilette. Ich kann ihn verstehen, denn immer hin ist er ein „Mann“, und diese dürfen ja keine Schwäche zeigen, aber darum geht es dann nicht, was Mike glaube ich in diesen Situationen nie bedenkt ist, wie hilflos man sich fühlt wenn man das mitbekommt und trotzdem nichts tun kann weil man entweder ihm dann auf den Schlips tritt oder er es einfach abstreitet und dann lieber für sich ist.
Aber als ich dann merken durfte, dass er mir doch irgendwie vertraut war Nachts beim schlafen. Ich weiß Mike wird die Augen verdrehen, wenn er das liest aber Nachts, wenn man merkte das Mike unruhig schlief und es ihm im Schlaf überkam, griff er öfters mal nach meiner Hand, einfach nur um gehalten zu werden damit er weiß, dass er nicht alleine ist, als ich ihm das erste mal davon erzählte schaute er mich ganz entgeistert an, aber es kam immer wieder vor. Nebenbei noch erwähnt, meinte er immer, er sei ein kleiner Homophob aber ich glaube das hatte er da auch schon überwunden ^__^
Was ich auch ganz ehrlich sagen muss, und ich hoffe das sich NIEMAND nun angegriffen fühlt, ist einfach der Zustand, der während der Krankheit herrschte, dass er selber auch noch eine Freundin hatte, die selber Probleme mit einer Krankheit hatte.
Beide wollten sich immer gegenseitig helfen und für den anderen da sein und ja vielleicht kann es gut gehen, aber ich sehe es so, dass die beiden sich leider eher im Weg standen, weil man muss erst mit sich selbst im reinen sein, bevor man anderen helfen kann und auch wenn teilweise beide dem anderen schritte voraus waren im Endeffekt standen sie sich beide im Weg und der Beweis ist leider die Trennung und eine neue Liebe auch wenn diese wieder ähnlich ist mit beidseitiger Vorbelastung, doch die Neue Liebe war um einiges weiter schon, lebte schon siegreich über der Krankheit in Selbstständigkeit und alles.
Im ganzen kann man sagen bevor ich hier noch weiter ausschweife ist, es ist bestimmt kein leichtes Leben was Mike führt und ich will um Gotteswillen nicht mit ihm tauschen müssen, aber das beste was man für ihn tun kann ist einfach immer für ihn da sein wenn er sich dir dann mal öffnet, wenn er dann wirklich mal kommt, „Ich brauch dich jetzt“ dann versucht alles ihm die Hilfe zu geben die er braucht, denn das ist das einzige was wir als Freunde für ihn machen können. Denn eine Freundschaft die über die Liebe geht und genauso viel Wert ist wie das eigene Leben, ist in vielen Fällen eine bessere Medizin wie das beste Antibiotikum oder Penicillin was man bekommen kann.
Ich bin ehrlich auch wenn Mike und ich viele Berg und Tal Fahrten hatten und ich manchmal ihm am liebsten mal Umgehauen hätte, mir fallen bestimmt auf die schnelle mind. 3 Situationen ein und ich denke dir auch wenn du das nun liest, muss ich sagen das ich ihn nie wieder Missen möchte, er ist für mich wie ein kleiner Bruder geworden der für immer ein Platz in meinem Herzen hat und er kann immer wenn es mir möglich ist mit meiner Hilfe rechnen!!