Samstag, 7. Dezember 2013

Harte Wochen Teil 2

Woche 5
Kühlschrank halb leer und als Margarine muss ich Mayonnaise als Ersatz nehmen. Um mich zu beschäftigen und nicht hart zu versauern fragte ich meinen Nachbarn ob er in seiner Tischlerei nicht die ein oder andere helfende Hand gebrauchen könnte.
Und tatsächlich hatte er was für mich!
Am Mittwoch bat er mich "mal eben kurz" ein kleines Podest im Nachbarort aufzubauen. Selbstverständlich sagte ich da zu aber war gleichzeitig so nervös und ängstlich, da ich zu ihm keine besondere Bindung hatte und die Umgebung auch vollkommen Fremd war. Dazu kommt, dass ich die Nacht davor kaum schlafen konnte und mein Magen schmerzte. Aus dem "mal eben kurz" wurden 11h lange, harte Arbeit. Es war eine mehr als schwierige Aufgabe aber es tat gut mal etwas zu schaffen und nicht nutzlos in der Wohnung zu hocken.
Am Folgetag half ich Platten für Friseurtische zurecht zu schneiden. Eine angenehme Arbeit nebenan in der Werkstatt.
Ich arbeite gerne mit Holz... Es riecht nicht penetrant unangenehm oder sieht eklig aus, wodurch es auch bei starker Angst nicht meine Gedanken beeinflusst oder sogar die Angst verstärkt und mich in eine Panik reitet.
Das geplante Treffen am Freitag mit den Freunden musste leider ausfallen, da ich auf Bereitschaft Zuhause sein musste, da eventuell etwas auf mich zukommen könnte.
Am Samstag kam meine Freundin nach Hause und wir sind zum Geburtstag meines Neffen gefahren und Abends bekam ich noch Besuch von alten Freunden.
Ich war Tage vorher schon nervös, denn sie kannten mich seit dem Kindergarten und wissen auch wie ich früher ohne die Angststörung war. Wie würden sie also reagieren, wenn ich in Panik gerate? Würden sie es mit Ernst nehmen?
Aber es kam erst garnicht zu solch einer Situation und wir hatten eine Menge Spaß bis tief in die Nacht/zum frühen Morgen. Es tat gut Erinnerungen zu wecken.
Die Folgen der letzten Monate machen sich sehr stark bei mir bemerkbar. Ich werde misanthropisch und stoße Personen weg, die sich um mich sorgen,  damit sie sich nicht mehr mit mir beschäftigen. Einmal um selbst an Ruhe zu gelangen aber vorallem um die Sorgen der anderen um mich zu verringern. Ich denke, wer mich gerade nicht ab kann denkt, dass ich sie mal kann und sie sich so nicht um mich kümmern wollen. Ob es so klappt weiß ich nicht. Ob es so Sinn macht ist auch zu bezweifeln. Aber ich bin einfach mit jeglichem sozialen Kontakt sehr hart überfordert und alleine in einem Raum mit einer Person zu sitzen bereitet mir Kopfschmerzen. Deswegen liebe ich meinen Hund so. Da läuft alles rein über Gestik ab und sie weiß,  wann ich Ruhe brauche und wann sie sich ankuscheln muss. Ihr muss ich nichts erklären,  erzählen oder mich rechtfertigen. Leben und Leben lassen.

Woche 6
Woche 6 läuft an und es gibt nichts, was mich glücklich macht oder zumindest nicht langweilt. Ich sehe fern und schlage irgendwie zeit tot. Der einzige Lichtblick der Woche: Sonntag, Paintball!
Die Woche über kommen die notwendigen Pakete an und ich schaue mir Videos an, wie man richtig läuft sich hinter die Deckungen schmeißt. Doch vor dem Laufen sollte man erst das kriechen lernen... Theoretischer Unterricht von Profis bei der Bundesliga.
Doch nun zum eigentlichen Thema. Jeder Tag ist eine reine Geduldsprobe, ich habe das Bedürfnis mich so abzukapseln, wo mich niemand mehr findet. Mich noch einmal von jedem Verabschieden, der mir etwas bedeutet und dann für immer mit meinem Hund in die Wälder zu ziehen und nie wieder raus zu kommen. Wo keine Menschen sind, kann ich niemanden hassen, verachten oder ich gehe niemanden mit meinen Gedanken und Gefühlen auf den Keks.
Eine überraschende Nachricht:
Meine Freundin kommt am folgenden Dienstag nach Hause. Doch ich weiß nicht ob ich mich so freue wie ich es sollte. Ich befürchte,  dass viel Arbeit auf mich zu kommt. Viele Diskussionen und anstrengende Argumentationen.
Die letzten Wochen haben mich viel gelehrt. Doch welche Schlüsse ich daraus ziehe ist ungewiss.
Ich beende die Woche vorzeitig, da ich die letzte Konzentration auf das kommende Training fokussieren möchte.
Ich möchte allen danken, die mich in den letzte  Wochen so stark gestützt haben. Es hat mir viel bedeutet.