Hallo liebe Leser,
ich bin
Mikes Freundin Tiffy, ich bin seit dem 16.06.2012 mit ihm zusammen. Seitdem
habe ich schon einige Hochs und Tiefs mit ihm durchlebt. Einige waren relativ
gut und „leicht“ zu überwinden andere haben mich, sowie auch ihn viel Kraft und
Ausdauer gekostet. Aber ich werde erst einmal von Anfang an von meiner Zeit mit
ihm berichten.
Sein Bruder
ist schon seit einigen Jahren mit meiner Cousine verheiratet, demnach kennt man
sich vom Sehen und Erzählen her schon etwas länger (so habe ich dann auch zum
ersten Mal davon erfahren, dass er psychisch nicht ganz auf der Höhe ist) aber
so richtig kennen gelernt haben wir uns erst im März 2012, bei dem Umzug seines
Bruders und meiner Cousine. Die ersten richtigen „Gespräche“ kamen zwischen uns
zustande als wir das Hochbett unseres Neffen zusammen bauten. Anfangs waren es
nur doofe Kommentare und witziges Geplänkel zwischen uns und uns fiel von
vornherein auf, dass wir in Sachen Humor wohl doch schon auf der selben
Wellenlänge sind.
Am Ende des
Tages haben meine Cousine, Mike und ich uns zusammengesetzt und ein wenig über
seine Krankheit gesprochen. Da ich an einer mittelstarken bis starken
Depression gekoppelt mit einer Angststörung leide, weiß ich sehr gut, wie er
sich in Angstsituationen und Panikanfällen fühlt und was er durch macht. So war
das Eis in dem Thema dann auch nicht mehr ganz so hart zu brechen.
Nach dem
Umzug war dann eine Weile erst einmal komplette Funkstille zwischen uns. Durch
einen doofen Post von mir bei Facebook haben wir den Kontakt wieder aufgenommen
und beschlossen, dass ich ihn auf jeden Fall mal in Wuppertal besuchen kommen
sollte. Wir haben die ganze Nacht so gut wie durchgeschrieben und sind dann
spontan auf die Idee gekommen das am nächsten Tag doch gleich zu machen. Gesagt
getan, Mike hat mit seinen Eltern dann seinen Bruder und meine Cousine Besucht
und mich dann auf dem Rückweg mit nach Wuppertal genommen. Wir haben uns einige
Filme angeschaut und die Stimmung war sehr befremdlich. In der Zeit in der wir
Filme schauten, habe ich dann auch das erste Mal bewusst eine leichte Panik von
ihm mitbekommen. Da ihm das aber unangenehm vor mir war, hatte er diese auch
wieder schnell im Griff.
Diese
Treffen haben sich von Wochenende zu Wochenende gehangelt, bis ich mich dann
von meinem damaligen Freund getrennt habe, mit dem ich in einer WG zusammen
wohnte. Dann kam ich auch unter der Woche und blieb meist bis Sonntag gleich.
In der Zeit war auch ein guter Freund von Mike für einige Wochen da (Fia = der
zweite Gastpost) mit dem ich mich sehr gut verstand.
In der Zeit
häuften sich die Panikattacken von Mike und ich gab mein bestes ihn dadurch zu
begleiten. Dadurch festigte sich das Vertrauen und ich wurde zu einer festen
Bezugsperson für ihn, gerade auch in solch schwierigen Situationen. Oft hat er
mir per Handy geschrieben wenn es ihm schlecht ging, wenn es jedoch gar nicht
mehr ging bekam ich dann auch Anrufe von ihm wo ich ihm dann viel Mut zugesprochen
habe und versuchte ihn zu beruhigen und mit irgendwelchen doofen Storys aus
meinem Leben von der ganzen Panik abzulenken. Das hat überraschenderweise oft
sehr gut geklappt.
Nachdem er
sich dann von seiner Langjährigen Freundin getrennt hatte und somit eine
wichtige Bezugsperson verlor, kam ich immer mehr ins Spiel und letztendlich
sind wir dann auch zusammen gekommen. Von nun an war ich komplett in seinem
Leben involviert, habe meine ganze Freizeit bei ihm in Wuppertal verbracht.
Anfangs kam
ich noch sehr gut mit seinen Panikattacken zurecht, ich bin einmal am Tag eine
große Runde mit ihm und dem Hund Janka gegangen, sodass er auch mal etwas
anderes sieht außer seinem Zimmer, der Wohnung und dem Garten. Janka genoss
diese Zeit sichtlich, sie wurde immer zutraulicher und rastete beim Spielen mit
Mike regelrecht aus. Ich achtete penibel darauf, dass er seine Medikamente nimmt,
er sträubte sich sehr dagegen. Ich musste ihn immer und immer wieder dazu
überreden sie zu nehmen und habe ihm dann auch mehr Mals klar machen müssen das
ich noch lange nicht wieder so gut zurecht wäre wenn ich damals die Medikamente
nicht genommen hätte. Er hat es trotzdem immer wieder auf die lange Bahn geschoben
und ich habe ihn mehrmals Täglich daran erinnern müssen, bis es dann nach
einigen Wochen einigermaßen lief. Nach der Medikamenteneinstellung ging es ihm
dann auch langsam besser. Wir konnten zusammen in die Stadt gehen, wenn auch
nur kurz und mit seiner Mutter, oder mal etwas länger mit dem Hund rausgehen.
Er hat mehr und regelmäßiger essen können, so hat er dann auch einige Kilos
mehr auf die Rippen bekommen und sah äußerlich nicht mehr so abgemagert und
krank aus. Durch diese Besserungen in seinem Leben sah ich dann auch, dass ich
bis hier soweit vieles richtig gemacht hatte. Die richtige Mischung von „Zuckerbrot
und Peitsche“ hat es dann wohl doch gemacht. Auch von seinen Eltern bekam ich
oft zu hören, dass ich Mike sehr viel helfe und eine wirkliche Unterstützung
für ihn bin.
Weil das
ganze so gut geklappt hat, haben Mike und ich uns überlegt, dass er mal für
eine Nacht mit mir nach Paderborn kommt. Natürlich haben wir uns alle Möglichkeiten
offen gehalten falls es nicht klappen sollte. Seine Mutter stand die Nacht lang
in den Startlöchern falls er anruft und sagt, dass es nicht geht. Es hat überraschenderweise
sehr gut funktioniert, was mich sehr gefreut hat. Mike war dem gegenüber nicht
ganz so glücklich, weil er immer noch auf den „Vernichtenden Schlag namens
Panikattacke“ gewartet hatte.
Das ganze
haben wir dann nach einigen Wochen wiederholt und im Herbst 2012 hat er seine
Sachen gepackt und ist für einige Wochen bei mir geblieben. Von dem „Wir
probieren es mal aus“ ist etwas Festes geworden und sobald meine jetzige
Mitbewohnerin auszieht, zieht Mike offiziell nach Paderborn in meine WG. Mit
dem raschen Auszug von Zuhause hat keiner gerechnet, nicht einmal Mike selbst.
In der
Eingewöhnungsphase hier in Paderborn ging es dann Phasenweise mit seinen
Panikattacken und Angstzuständen richtig zur Sache. Er fing wieder an seine
Medikamente unregelmäßiger zunehmen, bis er schlussendlich keine mehr genommen
hat. Da ihm die Tabletten wie Steine im Magen lagen und ihm schlecht davon
geworden ist, konnten diese auch nicht wirklich zu seiner Genesung beitragen.
Zwischenzeitlich
ist mein Exfreund, der noch mit in der WG wohnte, mehrere Male ausgerastet, hat
uns mit Schlägen gedroht und, dass er uns vom Balkon schubsen will und solche
Sachen. Solche Situationen haben Mike natürlich stückweise aus der Bahn
geworfen. Seine Panikanfälle wurden immer schlimmer, haben länger angedauert
und wurden häufiger. Das war dann eine auch eine Zeit in der mich die
Panikattacken und die ständige Angst sehr angestrengt haben, teilweise waren
sie auch schon fast nervig. Egal was und wann es Anstand, er hat sofort mit
Angst und Magenschmerzen reagiert. Anfangs habe ich noch sehr viel Rücksicht
darauf genommen doch später habe ich mir gedacht, dass ich weder ihm noch mir
einen Gefallen damit tue. Also kleine Aktivitäten, wie allein mit Janka vor die
Tür gehen oder einen kurzen Einkauf im Netto, der sich direkt vor der Haustür
befindet, gehörten dazu um ihn wieder ans „normale“ Tagesgeschehen
heranzubringen.
Nach einer
langen Weile des Stresses und der krassen Launen meines Exfreundes, durfte dann
auch ich wieder Medikamente nehmen. Ich bekam „Cipralex Tropfen“ und nach
einigen Tagen habe ich mir gedacht „Hey das wäre dann doch was für Mike, keine
Tabletten die schwer im Magen liegen oder im Hals steckenbleiben könnten“ also
schlug ich ihm das vor. Anfangs war er nicht sehr angetan von der Sache, weil
er schon einmal Tropfen bekommen hatte und diese seinen Hals betäubten und er dadurch
Panik bekam. Ich habe dann mit ihm gesprochen und gemeint, dass es dadurch aber
„nur“ kurz einmal schlimm wäre und er nicht den ganzen Tag mit Angst herum
laufen muss. Bei dem nächsten Termin mit seinem Psychiater sprach er das mit
den Tropfen an. Er fand den Vorschlag nicht schlecht und schrieb Mike gleich 2
Fläschchen von den Tropfen auf.
Mike nahm
diese erst einmal mit großer Beobachtung auf seinen Körper ein, als er jedoch
bemerkte das nichts passiert, fiel es ihm gar nicht mehr so schwer die Tropfen
zu nehmen. Er nimmt sie jetzt sogar freiwillig und schon fast gerne (naja so
gerne wie man Medikamente halt nimmt) und seine Angst und Panik wird weniger,
klar halte ich ihn immer noch zurück sich den Bauch bis zur Besinnung voll zu
schlagen, jedoch kann er jetzt schon einiges mehr essen als vorher. Der
bekloppte Exfreund ist nun auch endlich ausgezogen und es kehrt Ruhe und
Ordnung in den Haushalt. Mike ist auf einem guten Weg der Besserung und schafft
es auch einige Stunden und auch mal spontan alleine Zuhause zu bleiben.
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